The Rolling Stones

Die (offiziellen) Platten:
1964-65 + 1966-67 + 1968-71 + Exile 1972 + 1973-78 + 1980-86 + 1989-heute + Live-Platten
 

Die 'Jet-Set'-LPs (1973-1978)
Daß die Stones nach den vorherigen Kraftakten nunmehr als etablierte Band angesehen wurden und musikalisch sicherere Fahrwasser ansteuerten, lassen diese LPs erkennen: Innovation ist - von Ausnahmen abgesehen - kaum zu erkennen.
Jagger tummelte sich seinerzeit lieber im Jet-Set während Keith sich mehr und mehr in seinen Drogengeschichten verhedderte und in Prozesse verwickelt wurde.
Marianne Faithfull bilanzierte diese Zeit: "Die treibende Kraft, die Seele war heraus, und das lag am Heroin und Kokain. Es war Verfall, nicht Anarchie."
Goats Head Soup (1973)
Wer Angie sucht - den Song mit dem Engtanzen erst Sinn machte - wird auf der 'Ziegenkopfsuppen'-LP fündig. Musikalisch ein wenig an Sticky Fingers orientiert, ragen auf auf dieser Platte der Drogen-Rocker Dancing with Mr. D. und die Power-Nummer Doo Doo Doo (Heartbreaker) heraus. Keith' glänzt als Sänger auf dem ruhigen Coming Down Again, das bezeichnenderweise eine 100prozentige Kehrtwendung zu Happy darstellt.
Das ungemein emazipatorische Star Star sollte eigentlich Starfucker heißen, der Titel und einige Textzeilen mußten jedoch aus Marketing-Gründen abgeändert werden: "... Your tricks with fruit was kinda cute I bet you keep your pussy clean ... Honey, I am open to anything I don't know where to draw the line, well I'm making bets that you gonna get your man before he dies ..." (bzw. nach anderer Hörweise: "... you gonna get John Wayne before he dies ...").
Bewertung:

It's Only Rock'n'Roll (1974)
Die schwächste 70er Platte der Stones. Entstanden ist das erstmals in Eigenregie der 'Glimmer Twins' Mick & Keith produzierte Album in München. Die Songs, obwohl zum Teil vorzüglich instrumentiert, wirken seltsam uninspiriert und kraftlos. Selbst der bereits von Ron Wood beigesteuerte Hit It's Only Rock'n'Roll (But I Like It) hat wenig vom Druck und der Performance, mit dem die Stones diesen später auf der Bühne präsentieren sollten (nachzuhören auf den Live-Platten). Erwähnenswert bleibt einzig noch Mick Taylors Gitarrenarbeit auf Time Waits For No One.
Bewertung:

Black And Blue (1976)
Der Name ist Programm: die 'schwärzeste' LP der Stones ist vom Funk-Soul des Gast-Keyboarders Billy Preston geprägt. Ersatz für Mick Taylor wurde durch verschiedene Gastgitarristen gesucht - Ron Wood setzte sich durch, spielt allerdings nur auf Cherry Oh Baby und Hey Negrita, einem Song mit Jagger in der Doppelrolle als Freier und Hure...
Keith soll später einmal während eines Konzertes bei Fool To Cry (einer wirklich sehr ruhigen Ballade) auf der Bühne eingeschlafen sein! Das wohl beste Stück dieser letztlich doch durchschnittlichen Platte ist das elegische Memory Motel mit Wayne Perkins als Gast an der Gitarre.
Bewertung:

Some Girls (1978)
Nach den vorherigen Durchhängern verabschieden sich die Rolling Stones fulminant aus den 70ern. Punk & Disco regieren seinerzeit die Musikszene, doch die angeschlagenen Altmeister kontern, indem sie auf ihre Stärken setzen, gleichfalls aber auch wieder neue Einflüsse aufnehmen: Miss You ist pure Disco und mit When The Whip Comes Down oder Respectable treten sie selbst einem Johnny Rotten in den Allerwertesten.
Neben der Country-Ballade in gekünsteltem tiefem Südstaaten-Slang Jaggers, Far Away Eyes, gefällt vor allem Keith' autobiographisches Before They Make Me Run ("... gonna find my way to heaven, cause I did my time in hell. I wasn't looking too good, but I was feeling real well - I'm gonna walk, before they make me run ...").
Als beste Songs ragen hier Beast Of Burden  (das 1983 - und vielleicht noch besser - von Bette Midler gecovert wurde) neben dem erneut wegen seiner Haltung gegenüber Frauen umstrittenenen Titelstück heraus: Jagger kommentiert seine bereits dieserzeit nicht immer erwünschten Vaterschaften: "... Some girls give me children, I never asked them for ... - und die heftigste Proteste auslösende Zeile ... black girls just wanna get fucked all night ..." spricht wohl für sich.
Bewertung: